Alem Begic

Seine Bilanz: 21 Kämpfe, 21 Siege davon 18 durch K.O. Doch wie ist Alem Begic überhaupt zum Boxen gekommen? In seiner Jugend, als er sich zum ersten Mal im Fernsehen einen Kampf anschaut, verliebt er sich in den Kampfsport und entscheidet sofort damit anzufangen. In den Jahren 2001 bis 2003 trainiert er Kickboxen. Beim Kickboxen entdeckt er aber seine Leidenschaft für das Boxen und beschliesst zum Amateurboxen zu wechseln. Dieser Schritt war prägend für seine Karriere. Mittlerweile sind 14 Jahre vergangen und Alem Begic befindet sich im Profilager. Er kämpft derzeit in der Halbschwergewichts-Klasse und kann auf über 100 Wettkämpfe (inkl. Kickboxen) zurückblicken.

Am 22.11.2014 hat er gegen Stelian Anghelus Voicu in Serbrenica (BiH) geboxt. Mit diesem Kampf wechselt er vom Amateurboxen zum Profiboxen. Alem Begic gewinnt den Kampf und weckt das Interesse diverser Leute (wie z.B. Manager, Promoter, etc.). Doch wer ihn persönlich kennt weiss, dass Alem Begic seinen eigenen Weg geht. "Es gab viele, die mir vorausgesagt haben, dass ich eine grosse Karriere haben kann", sagt er, "aber wenn mir das einer als leichte Sache verkauft, weiss ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Dann habe ich gesagt: Vielen Dank und auf Wiedersehen."

In über 3 Jahren Profiboxen gewinnt er 21 Kämpfe. Ein Highlight seiner Karriere ist sicherlich der Kampf vom 01.04.2017. Im Vorfeld zum IBO/WBC-Weltmeisterschaftskampf im Cruisergewicht zwischen Marco Huck (Deutschland) und Mairis Briedis (Lettland), durfte Alem Begic gegen Artem Redko (Ukraine) vor 15'000 Zuschauern kämpfen. Am 09.06.2018 besiegt er Nenad Stankovic in Linz durch Technischen K.O. und wird IBF Europameister. Sein nächstes Ziel: Alem Begic möchte Weltmeister werden.

Wenn er gerade nicht trainiert oder im Boxring steht, arbeitet Alem Begic als Architekt (2016 erhält er in München seinen Master in Architektur). Boxen ist für ihn nicht einfach nur ein Kampfsport. Boxen bedeutet Stärke, Wille und Disziplin. Durch das Boxtraining hat sich auch sein Charakter verändert. Seine Leistungsstärke sowohl physisch als auch psychisch hat enorme Fortschritte gemacht. Dass Alem Begic etwas im Kopf hat zeigt sein Verhalten. Mit seinem Master in Architektur, verfügt er über ein zweites Standbein. Sein Umfeld wählt er kritisch aus und lässt neben seiner Familie nur starke Leute in sein Team. Sie planen jeden Schritt akribisch und denken weiter.

Alem Begic ist mittlerweile neben dem Ring zu einem interessanten Werbeträger geworden. Neben seinem Interesse an Mode, ist er auch ein riesiger Uhrenliebhaber. Sein Bedürfnis an Uhren bedient der Juwelier Pichler aus München. International weckt er auch das Interesse diverser Brands. So wird er seit kurzem durch die Altitude Mask (ebenfalls Sponsor von Gareth Bale oder Anthony Joshua) unterstützt. Sein Management befindet sich laufend mit diversen Brands in Verhandlungen. Dies ist für Alem Begic sehr wichtig, da er sich derzeit voll auf das Boxen fokussieren muss.

INTERVIEW:

Für was bist du in deinem Leben am dankbarsten?
In erster Linie für meine Familie und die Unterstützung die ich von ihnen erhalte, nicht nur im Sport sondern auch ausserhalb meiner sportlichen Karriere. Bei ihnen finde ich den Ausgleich, welchen ich benötige.

Auf was könntest du in deinem Leben nicht verzichten?
Definitiv nicht auf Sport. Sport macht mir Spass, hält mich mental und physisch fit.

Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
Für einen Boxkampf auf Weltniveau. Leider ist dies in den letzten Jahren nicht der Fall gewesen (ich erinnere mich da an die Boxzeiten eines Mike Tyson).

Wenn du eine Person– egal ob lebendig oder tot – treffen dürftest: Wer wäre es und warum?
Muhammad Ali! Er war einfach der grösste Kämpfer im Boxsport.

Dein Sportidol aus der Kindheit?
Im sportlichen Bereich, ganz klar Mike Tyson! Kürzlich habe ich sogar die Gelegenheit gehabt, ihn persönlich zu treffen.

Was war die beste Entscheidung in deiner Karriere?
Dass ich den Master in Architektur abgeschlossen habe und parallel meine Profikarriere im Boxen vorangetrieben habe. Es war eine sehr schwere und harte Zeit. Im Nachhinein bereue ich aber keine einzelne Sekunde. Ich bin sehr stolz, dass ich diesen Weg gegangen bin.

Was war der Höhepunkt deiner bisherigen Karriere?
Der Gewinn der IBF Europameisterschaft am 09.06.2018. In diesem Sinne möchte ich mich bei Oliver Hacker, meinem Trainer und Geschäftspartner Björn Schulz und natürlich bei Mersed Hadzic für den Support bedanken. Dieser Titel hat mich unter die Top 15 der Weltrangliste katapultiert.

Hast du bei den Kämpfen einen Glücksbringer dabei?
Mein Vater und mein Bruder sind meine Glücksbringer.

Was wäre bei einem Wettkampf der absolute Horror für dich?
Der absolute Horror wäre, wenn ein Kampf nach langer Vorbereitung nicht stattfinden würde. Die Vorbereitung ist sehr hart und dauert lange. Dazu kommt auch noch, dass man auf sehr viele Sachen verzichten muss. Das ist sehr bitter. Eine Neuansetzung ist immer eine psychische Herausforderung.

Dein bislang schwierigster Moment in deiner Sportkarriere?
Die schwerste Phase ist die Vorbereitungsphase. Man muss im Training immer sein Bestes geben. Eine zusätzliche Belastung findet neben dem Ring statt. Da ich mit meinem Trainer und Geschäftspartner Björn Schulz, auch für die Promotion des Kampfes und die Rahmenbedingungen verantwortlich bin, ist diese Doppelbelastung nicht ganz einfach, macht mir aber enorm Spass.

Wie entspannst du nach einem Wettkampf?
Aktives Erholen (wie Fahrrad fahren, spazieren gehen viel lesen, sich mit Freunden treffen und natürlich auch lecker Essen gehen).

Welche Sportart fasziniert dich neben dem Boxen am meisten?
Tennis! Ich schaue mir sehr gerne die Spiele der Topspieler wie Djokovic, Federer oder Nadal an. Die Dynamik, Ausdauer und Kraft, die ein Tennisspieler mit sich bringt, ist fast gleich wie diejenige eines Boxers.

Welchen Sport beherrschst du gar nicht?
Ski-Fahren! Diesen Sport will ich aber auch nicht beherrschen.

PHOTO: DARIO ZIMMERLI