Franco Fogliato
Danke für die Zeit und die Möglichkeit dich zu
interviewen.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
Wir wollen auch
gleich direkt in das Thema einsteigen und von dir wissen, weshalb Salomon
Nun, weil hier sehr viel Leidenschaft dahintersteckt. Alles,
was ich in meinem Leben gemacht habe, drehte sich um Sport und
Outdoor-Aktivitäten. Ich hatte das Glück, für einige der grössten Marken auf
diesem Planeten zu arbeiten. Als ich in den USA gelebt habe, sagte ich zu
meiner Frau, dass ich eigentlich keine weiteren Karriereschritte machen möchte.
Aber wenn mich Salomon anrufen würde, wäre das eine riesige Chance für mich.
Ein paar Monate später kam dieser Anruf - Salomon sucht einen CEO. Die neuen
Investoren im Unternehmen wollten Salomon zu einer starken Marke formen und ich
habe mich mit ihnen sehr gut verstanden. Sechs Monate später bin ich zu Salomon
gestossen.
Was sind deine Ziele,
bzw. die Ziele der Marke für die kommenden Jahre?
Lass uns zuerst über die Ziele der Marke sprechen. Wenn wir
Menschen in die Natur bringen, entfesseln wir ihre beste Version von sich
selbst. Wir sind ein führendes modernes Outdoor-Unternehmen. Wir machen das seit
75 Jahren, indem wir Produkte und Sport in die Berge bringen. Unser Ziel ist
es, mehr Menschen weltweit nach draussen zu bringen. Von den acht Milliarden
Menschen gehen weniger als die Hälfte wirklich hinaus in die Natur.
Ich persönlich liebe die Branche und ich liebe den Sport. Es
ist für mich ein Lebensstil. Ich gehe mit Athleten laufen oder gehe mit ihnen
skifahren, das ist meine Art zu leben. Diese Branche bedeutet «Spass zu haben».
Als ich in den 90er Jahren angefangen habe, wussten wir nicht wirklich, dass es
diese Branche überhaupt gibt. Jetzt stellen wir fest, dass alles was wir tun,
die Welt zu einem besseren Ort macht.
Welcher Absatzmarkt ist für die Marke der wichtigste?
Eine grossartige Frage. Traditionell war unser stärkster
Markt immer in der Nähe von den Bergen wie Frankreich, Schweiz, Österreich oder
Deutschland. Historisch gesehen war die Schweiz sogar der grösste Markt ausserhalb
von Frankreich. Heute ist Salomon ein führendes Outdoor-Unternehmen, welches in
mehr als hundert Ländern vertreten ist. Plötzlich wurde die USA ein sehr
wichtiger Markt für uns. China ist ebenfalls sehr wichtig und natürlich Japan
mit seiner Winterkultur. Der koreanische Markt wächst aber auch sehr schnell. Salomon
ist ein globales Unternehmen.
Was macht dich besonders stolz?
Ich bin sehr stolz auf das Team. Als ich dem Unternehmen
beigetreten bin, hatte das Team einige Jahre schwieriger Veränderungen hinter
sich. Die erste Frage die mir gestellt wurde war, was ich alles ändern möchte.
Meine Antwort darauf: wir werden alles ändern! Als ich das ausgesprochen habe,
haben mich alle verwundern angeschaut. Also habe ich gesagt, was wir tun werden.
Wir werden grossartige Produkte entwickeln, wir werden sie testen, wir werden
sie vermarkten und wir werden sehr viel Spass dabei haben, weil das genau das ist,
wofür Salomon stehen sollte. Es ist ein Unternehmen, das von Ingenieuren und
Menschen geführt wird, welche die Innovation lieben. Wir sind ein Unternehmen,
das von Athleten geleitet wird. Alles, was wir tun, dreht sich darum, die
Grenzen zu erweitern. Ich sage immer wieder, es gäbe wahrscheinlich keinen
Trail Running, wenn Salomon diese Schuhe vor 25 Jahren nicht entwickelt hätte. Zurück
zu deiner Frage, es sind die Menschen. Sie sind erstaunlich und sie sind
leidenschaftlich. Ich liebe es, ins Gebäude zu gehen und auf Menschen zu treffen,
die mit ihren Skiern hereinkommen oder mit ihren Laufschuhen herausgehen. Das
ist der «Lifestyle» des Unternehmens.
Super Bowl, Rihanna «MM6 Maison Margiela x Salomon Cross
Low». Wie habt ihr den Hype um diesen Schuh erlebt?
Am Tag des «Super Bowl» war ich so stolz, weil unsere
Athleten ein paar Goldmedaillen im Biathlon-Weltcup gewonnen haben. Von der
Geschichte mit Rihanna wusste aber niemand etwas. Wir haben zwar gesehen, dass
Rihanna Posts mit Salomon-Schuhen gemacht hat, dass sie aber beim «Super Bowl»
Salomon-Schuhe tragen wird, hat niemand erwartet. Wegen den erwähnten Posts
wurde ich ständig gefragt, was wir ihr dafür bezahlt haben. Ich denke es ist
sogar so, dass sie die Schuhe damals zum vollen Preis in einem Laden gekauft
hat. Obwohl ich in den USA gelebt habe, habe ich den «Super Bowl» nicht mitverfolgt.
Dieses Mal aber spielte mein Handy verrückt, als ich zahlreiche
Text-Nachrichten erhalten habe. Die Leute haben mir gesagt, dass ich unbedingt
den «Super Bowl» anschauen sollte. Rihanna singt und trägt dabei ein Paar
Salomon-Schuhe. Es ist einfach passiert und wir haben das Ganze nicht
vorangetrieben. Aus Spass habe ich den Leuten dann geschrieben, dass sie sich
keine Sorgen machen sollen. Wir werden sicherstellen, dass Rihanna bald mit dem
Trailrunning beginnen wird. Salomon wird aber weiterhin authentisch bleiben und
es gibt ein starkes Kredo im Unternehmen «Wir werden niemals Schuhe herstellen,
mit denen man den UTMB (Ultra-Trail du Mont-Blanc) nicht laufen kann». Jeder
einzelne Schuh ist darauf ausgerichtet, die Menschen schneller, sicherer und
besser in die Berge zu bringen.
Das bedeutet also, du möchtest keine Celebrities, um die
Botschaft zu transportieren? Der Fokus liegt bei den Athleten?
Mit den Athleten arbeiten wir sowieso zusammen. Wir sind
aber für alle da, die das lieben, was wir tun. Es gibt übrigens viele «Celebrities»,
die Outdoor-Menschen sind, weil sie die Natur einfach lieben. So auch Rihanna,
sie wandert tatsächlich sehr viel. Unser Ziel bleibt aber, die Menschen in die
Natur zu bringen und mit ihnen zusammen diesen Planeten besser zu machen.
Ist der Outdoorschuh nun definitiv salonfähig geworden?
Wir haben in der Tat Menschen gesehen, die in
Salomon-Schuhen geheiratet haben. Es gibt viele Banker in New York, die Salomon-Schuhe
tragen. In den 90er haben alle Menschen in meiner Branche Anzug und Krawatte
getragen. Schau dich jetzt um. Ich habe selten Anzug und Krawatte gesehen. Kürzlich
war ich in Rom in einem Meeting mit einigen Regierungsvertretern. Es war sehr
warm und ich war der Einzige mit Salomon-T-Shirt und Hosen. Der Rest trug Anzug
und Krawatte. Sie schauten mich dann alle an und sagten, dass ich wahrscheinlich
der Klügste hier im Raum bin. Ich habe dann zu ihnen gesagt, dass in 10 Jahren sie
alle so aussehen werden wie ich. Es findet ein Wandel statt. Die Leute möchten
einen einfachen, entspannten Lebensstil führen.
Hat Home-Office das noch mehr gepusht?
Es hat vieles dramatisch verändert. Ich habe so viele und
schnelle Veränderungen wie in den letzten Jahren noch nie erlebt. Die Menschen
leben jetzt lieber in der Natur. Ich spreche von unserer eigenen Stadt Annecy.
Die Anzahl der Menschen, die dorthin gezogen ist, ist erstaunlich. Wir haben
Leute, die extra von Paris hierhergezogen sind. Als ich bei Salomon angefangen
habe, dachte ich, wir werden Schwierigkeiten haben, Leute zu rekrutieren. Das
Gegenteil ist aber der Fall. Die Leute wollen wieder in die Natur zurück.
Welcher ist dein
Lieblingsartikel von Salomon und warum?
Jedes Produkt von Salomon ist mein Favorit. Ich versuche
sogar, jedes einzelne Produkt zu testen. Sie hassen mich deshalb im
Unternehmen. Ich bin der grösste Kunde. Ich bin der grösste Kritiker. Ich bin
der grösste Unterstützer.
Wie viel Einfluss hat
der CEO von Salomon bei der Produktkreation?
Ich denke, nicht genug und die Produktentwicklung denkt
wahrscheinlich zu viel… Wir haben aber das beste Team auf dem Planeten, also
habe ich keine Bedenken. Ich bin so stolz auf unsere Teams, weil sie einfach
Weltklasse sind. Ich versuche aber trotzdem hinzugehen und ihnen Feedback zu
geben.
Was liegt dir am
Herzen und was müssen wir unbedingt noch wissen?
Das neue Thema, das wir gerade behandeln ist: «Müll ist Gold».
Man hat uns am Anfang vorgeworfen, dass wir nur Zeit damit verschwenden und
dass es nicht nötig sei, dass wir Müll sammeln um daraus ein Snowboard oder einen
Stoff herzustellen. Wir haben diesen Schritt aber gewagt, denn für uns ist Nachhaltigkeit
keine Strategie, es ist die Art und Weise, wie wir leben.
Vielen Dank!
Vielen Dank, ich schätze das!