Jacobee

Frauenmagazine überschlagen sich mit Lobpreisungen auf Jacobee, der schon mit Roxette zu ihrer schwedischsprachigen Zeit verglichen wurde. Der Sänger erzählt über zögernde Jungfrauen und die Langweile eines heissen Sommernachmittages, die sich nur durch einvernehmliche Liebesspiele vertreiben lässt, und erklärt seinen Zuhörerinnen, was er unter «Slow food» versteht.

Der Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent aus Zürich hat mit «Süesses in Sinn» eben sein fünftes Album veröffentlicht (igroovemusic) und gezeigt, dass er reifer geworden ist. Jacobee's Texte «sind mit Fantasie vielleicht da und dort leicht anstössig, aber auch das nur auf edle Art» (Fredi Hallauer). Nach wie vor kommt es derweilen vor, dass der Gitarrero und Bandleader im Seidenpijama im Rampenlicht erscheint und auf der Bühne slowtanzende Fans und mitsingende Roadies zu beobachten sind. Der Maestro, der unter anderen Smudo zu seinen Fans zählt («Deutschrap ist Schlager. Jacobee ist Weltmusik!»), bereist mit seiner Kleinkunst-Big Band vom Zelt am Bodensee bis zum improvisierten Pop Up-Hochhaus an der Badenfahrt die angesagtesten Klein-Bühnen der Deutschschweiz. Auch auf dem neuen Album beschäftigt sich Jacobee mit den glamourösesten Nebensachen der Welt.

Von der Lockdown Liebschaft «Zigi im Schlafzimmr» bis zum Grown Up Chatting «Family Chat» berichtet er intim wie gewohnt von extraordinären zwischenmenschlichen Magnetfeldern. Gerüchteweise wollte Beatrice Egli ihn für ein Duett gewinnen und wurde prompt von ihrem Management zurückgepfiffen – zu delikat erscheint der riskante Flirt mit dem dirty Pop-Crooner.

Jacobee tritt derweilen unbekümmert in die nächste Küche ein, um mit Hilfe seiner hochkarätigen Mitmusiker, die übrigens für die Dauer ihrer Verpflichtung beim Grossmeister ein Enthaltsamkeits-Gelübde ablegen müssen, eine weitere seiner bezirzenden Pop-Mixturen anzumischen.

#ironiemodus-off


Photo: Andreas Graber